Einblick in die wissenschaftliche Arbeit über Spinnen von Sarah Rohr — im Selhofenzopfen
Die Biologin Sarah Rohr hat ihre Masterarbeit den Spinnen gewidmet. Sie hat im Selhofenzopfen
die Spinnendiversität in den verschiedenen Vegetationsstufen im Auengebiet des Zopfens
untersucht.
Beim Abendrundgang hat sie uns Interessantes über Spinnen und über ihre Arbeit erzählt.
Sie hat uns sehr lebhaft und mit viel Begeisterung mit Bildern und Anschauungsmaterial
informiert, wie diese Arbeit entstanden ist. Die Arbeit war recht herausfordernd. Die junge Frau in Fischerstiefeln, teilweise im strömenden Regen, mit Kisten bepackt in diesem unwegsamen Gelände, das braucht viel Enthusiasmus. Man merkte, dass sie viel Herzblut für die Spinnen aufbringt.
Die Arbeit
Sie hat 45 sogenannte Barberfallen aufgestellt. Sie bestehen aus ungebrauchten
Joghurtbechern, die mit Formalin gefüllt sind. Man gräbt sie ebenerdig in den Boden und deckt sie mit einer durch-sichtigen Plexiglasscheibe, die auf vier Stäben steht. Sarah hat die Fallen mit einem Pflock und einem Infozettel markiert. Jede dieser Fallen hat sie monatlich geleert und das während eines ganzen Jahres. Die Fallen hat sie in drei altersmässig verschiedenen Vegetationsstufen
platziert, um die Diversität in den einzelnen Habitaten zu erforschen. Mit dieser Art von Fallen werden vor allem auf dem Boden lebende Spinnen gefangen.
108 von 1000 in der Schweiz vorkommende Spinnenarten hat sie sammeln können. Nach der aufwendigen Bestimmung hat sie die einzelnen Spinnen nach Art in Röhrchen mit Alkohol konserviert und die Röhrchen mit Tinte beschriftet, so dass man die Schrift auch nach 100 Jahren noch lesen kann. Alle Spinnenarten sind so im Archiv des Museums gelandet.
In die Fallen verirrten sich auch Insekten. So konnte Frau Rohr nebenbei 80 verschiedene
Laufkäfer fangen, die von den Käferspezialisten des Natur-historischen Museums für ihre
Sammlungen sehr geschätzt wurden.
Da sie auch im Winter Proben entnommen hat, war der Fund der Schneefliegenart Chionea
belgica, insgesamt 50 Individuen, sensationell. Diese winteraktiven Mücken sind das letzte Mal vor 80 Jahren in Bern gefunden worden. Sie kommen wahrscheinlich häufiger vor, als
angenommen wird, da aber im Winter wenig gesammelt wird, werden sie auch nicht gefunden.
Es lohnt sich also, im Winter auf dem Schnee die Augen offen zu halten und diverse winteraktive
Insekten zu beobachten.
Spinnen
Die Spinnen gehören zu den Spinnentieren, wie auch die Milben und Zecken.
Sie haben im Unterschied zu den Insekten immer 8 Beine. Zudem können sie bis zu 8 Augen haben.
Die Webspinnen, die bekannteste Ordnung, teilen sich in 3 Gruppen auf: Echte
Webspinnen, Vogelspinnenartige, Gliederspinnen.
Die Webspinnen ernähren sich hauptsächlich von Insekten. Sie beissen sich an der Beute fest
und spritzen einen Verdauungssaft in das erbeutete Tier, das sie nachher aussaugen. Manche von ihnen bauen kunstvolle Netze, um Beute zu machen.
In der Schweiz gibt es keine für den Menschen gefährliche Arten. Viele Spinnen sind zu klein, um überhaupt durch unsere Haut zu beissen.
Hinweis:
Die Arbeit war sehr wichtig für die Beurteilung der Entwicklung der Biodiversität nach der
Renaturierung im Zopfen. Man hat bisher Kartierungen von verschiedenen Tiergruppen gemacht, nicht aber von den Spinnen. Deshalb wurde die Arbeit auch vom Kanton unterstützt.
Herzlichen Dank Sarah Rohr für diesen lehrreichen Abend.
Text und Bilder: Monique Streit / Quelle: Sarah Rohr