Ein neuer Anlauf für eine Mauersegler-Brutkolonie in Kehrsatz
«Mauersegler in Kehrsatz willkommen, neue Wohnungen bezugsbereit!» So titelte im Frühjahr 2012 ein Beitrag der Umweltgruppe im Chäsitzer. Darin wurde das Projekt «Mauersegler-Brutkolonie im Schulheim Schlössli» vorgestellt. Wie damals das Projekt umgesetzt wurde, kann nachfolgend auszugsweise nachgelesen werden:
… Nachdem die zuständige Stelle des Kantons nach Rückfrage der Schulheim-Verwaltung im November 2011 grünes Licht für den «Eingriff» am Schlössli erteilte, löste die Seglerschutz-Gruppe die Bestellung für 20 Spezial-Nistkasten aus. Pünktlich auf die Rückkehr der Mauersegler Ende April wurden die Anfluglöcher in die Dachunterseite auf der Ostseite des Gebäudes gebohrt und die 20 Nistkästen montiert. Um die Mauersegler auf das neuen «Wohnungsangebot» aufmerksam zu machen, wurde ab Anfang Mai vom Schlössli-Dachstuhl täglich der typische „Mauerseglerkolonie-Groove“ abgespielt, um die vorbeiziehenden Tiere aufmerksam zu machen. Eine Garantie, dass die Tiere bereits im 2012 die neuen Nistkästen beziehen würden, gab es natürlich nicht. Laut den Experten der Seglerschutz-Gruppe, die viele andere Nistkolonien rund um Bern betreuen, muss mit mehreren Jahren gerechnet werden, bis sich eine volle Kolonie entwickelt hat. Es wäre bereits ein toller Anfang und ein schöner Erfolg gewesen, wenn innerhalb der ersten zwei Jahre 2–3 Paare bei uns ansässig geworden wären…
Dass es bislang nicht so weit gekommen ist, lässt der Konjunktiv und der obenstehende Titel vermuten. Es gab in den vier folgenden Jahren zwar immer wieder interessierte Mauerseglerpaare, die dicht an den Einfluglöchern vorbeiflogen oder sich sogar am Lautsprecher anhängten (!), aus dem die Mauerseglerkolonie-Stimmen abgespielt wurden, — zu einer Brut kam es jedoch leider nie.
Ein möglicherweise entscheidender Faktor könnte die Bauweise der Nistkasten resp. die Position des Einfluglochs im Nistkasten sein. Während bei den benachbarten Brutkolonien in Wabern und Bern ausschliesslich Nistkasten mit Einflug von schräg vorne montiert wurden, mussten die Mauersegler beim Schlössli die Nistkästen in der Dachunterseite von unten anfliegen. Diese Einflugs-Art scheint offensichtlich in der um Bern vorkommenden Mauersegler-Population nicht bekannt zu sein (die Jungtiere sind von ihrer eigenen Brutkolonie her entsprechend geprägt). Deshalb war es für uns keine schlechte Nachricht, als uns der Schulheim-Abwart vor einiger Zeit darüber informierte, dass im 2018 die Fassade vom Schulheim Schlössli komplett saniert werden soll.
Damit eröffnet sich die Möglichkeit, nochmals einen Anlauf in Sachen Mauersegler-Brutkolonie zu wagen. Die Abklärungen sind bereits weit fortgeschritten. Sowohl die Schulheimverwaltung wie auch der Kanton haben ihr Einverständnis zur Montage von neuen Nistkasten mit Einflugloch vorne gegeben! Die Montage erfolgt während der Fassaden-Renovation, während das Gerüst noch steht. Somit können die Nistkästen (auch vom Anstrich her) optimal in die Fassade direkt unterhalb der Dachunterseite integriert werden. Ab April 2019 werden wir dann wieder die Mauersegler-Stimmen abspielen, wenn es dann wieder heisst: «Mauersegler in Kehrsatz willkommen, neue Wohnungen bezugsbereit!»
Mauersegler-Steckbrief:
Kaum ein Vogel ist besser an das Leben in der Luft angepasst als der Mauersegler. Der ausgezeichnete Fluginsektenjäger sieht einer Schwalbe ähnlich, fliegt aber rasanter. Sogar die Nachtruhe und die Paarung erfolgt in der Luft!
Merkmale: Braunschwarz, ausgenommen ein heller Kinnfleck; lange, sichelförmige Flügel; kurzer gegabelter Schwanz; Geschlechter gleich; auffällige, durchdringende srieh-srieh-Rufe.
Brutbiologie: Mauersegler sind ausgesprochene Langstreckenzieher, die nur die warmen Sommermonate von Anfang Mai bis Ende August bei uns verbringen und hier ihren Nachwuchs aufziehen. Sie legen in der Regel 2–3 Eier, die 20 Tage bebrütet werden. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten, die im rasanten Flug gefangen werden. Der Bruterfolg und die Dauer der Nestlingszeit ist von der Witterung und dem Nahrungsangebot abhängig und bewegt sich zwischen 36–48 Tagen. Die ersten flüggen Mauersegler sind deshalb erst im Verlauf des Julis zu sehen.